Was heißt Authentizität überhaupt in Bezug auf Manager?
In einem Artikel von Dorothee Echter im HBM mit dem Titel: „Manager müssen nicht authentisch sein!“, formuliert die Autorin folgende These: „Der oft geäußerte Anspruch „Manager sollten Emotionen zeigen und ihre Persönlichkeit ungefiltert wirken lassen!“ ist falsch und mit ihrer Aufgabe nicht vereinbar. Führungskräfte sollten sehr genau überlegen, welche Gefühle sie nach außen dringen lassen.“
Ich teile die Auffassung von Frau Echter in sofern, als Manager tatsächlich nicht immer und überall ihre Emotionen zeigen und ihre Persönlichkeit ungefiltert wirken lassen sollten. Aber bedeutet das im Umkehrschluss, dass man ausschließlich durch das Zeigen seiner Emotionen und seiner gesamten Persönlichkeit als Manager authentisch ist?
Folgt man den Sozialpsychologen Michael Kernis und Brian Goldman müssen vier Kriterien erfüllt sein, damit man sich selbst als authentisch erlebt:
- Bewusstsein – Ein authentischer Mensch kennt seine Stärken und Schwächen ebenso wie seine Gefühle und Motive für bestimmte Verhaltensweisen. Ist er in der Lage, sich selbst zu reflektieren, kann er auch sein Handeln bewusst erleben und beeinflussen.
- Ehrlichkeit – Hierzu gehört, die reale Umgebung wahr zu nehmen und auch unangenehme Rückmeldungen zu akzeptieren.
- Konsequenz – Ein authentischer Mensch handelt nach seinen Werten. Das gilt für die gesetzten Prioritäten und auch für den Fall, dass er sich dadurch Nachteile einhandelt. Kaum etwas wirkt verlogener und unechter als ein Opportunist.
- Aufrichtigkeit – Authentizität beinhaltet die Bereitschaft, seine negativen Seiten nicht zu negieren.
(vgl. Karen Wright mit weiteren Nachweisen: https://www.psychologytoday.com/articles/200804/dare-be-yourself)
Sicherlich sind diese Prinzipien auch auf die Wahrnehmung eines Managers durch seine Umwelt anzuwenden, jedoch fehlt jedem Dritten der innere Blick des Managers auf sich selbst. Wie beurteilt also die Umgebung eines Managers seine Authentizität?
Unseres Erachtens kommt es auf die Passung, also die Stimmigkeit von Verhalten und gesprochenem Wort an. Kein Manager wird sein berufliches Umfeld dauerhaft über seinen beruflichen Ethos und sein persönliches Wertesystem im Unklaren lassen können.Hier wird schnell deutlich, ob jemand unehrlich und unaufrichtig handelt. Man sollte auch sein Umfeld und seine MitarbeiterInnen nicht unterschätzen – sie haben oft ein sehr feines Gespür in ihrer Wahrnehmung.
Die Empfehlung für eine authentische, aber nicht schädliche Wahrnehmung durch das Umfeld des Managers sind einige einfache Führungsgrundsätze:
- „Die Führungskraft muss nicht alles sagen!“ – aber:
- „Was die Führungskraft sagt, muss wahr sein!“
- „Die Führungskraft muss nicht so tun, als ob sie mit allem einverstanden ist!“ – aber:
- „Die Führungskraft darf keinen Zweifel daran lassen, dass sie auch unangenehme und unpopuläre Unternehmensentscheidungen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln durchsetzen wird!“
Auf diese Weise entsteht für Manager und Mitarbeiter ein Klima der Berechenbarkeit und Verlässlichkeit, das schließlich auch zu einem Klima des Vertrauens führt. Wer sich gegenseitig vertraut, braucht sich nicht zu verstellen und darf Mut zur Authentizität entwickeln – und das nicht nur selektiv und vermeintlich der Situation angepasst.