Die legendäre Management-Ikone Jack Welch (GE General Electric) sagte in einem Interview: „An dem Tag, an dem ich meinen ersten Mitarbeiter einstellte, war ich nicht mehr der smarteste Mensch im Raum.“ Einer seiner wegweisenden Führungsansätze war, immer die besten Mitarbeiter mit dem schärfsten Verstand, dem größten Fachwissen, den ausgeprägtesten Talenten zu rekrutieren und sie dort in Führungspositionen einzusetzen, wo sie den wertvollsten Beitrag für das Unternehmen leisten konnten. Das ist wahre Führung!
Oft verkennen Führungskräfte einen solchen Managementansatz als Schwäche, da sie fürchten, sich die Konkurrenz ins eigene Haus zu holen, quasi den Ast, auf dem sie sitzen, selbst abzusägen. Der Unterschied liegt in der persönlichen Zielvorstellung. Wer ausschließlich auf den persönlichen Erfolg ausgerichtet ist, wird sich in der Tat kaum den Wettbewerb ins Haus holen wollen, um unangefochten auf seiner Position zu bleiben.
Es ist wie beim Sport: Wer immer gegen schwächere Gegner antritt, wird zwar immer gewinnen, sich aber nichts von anderen abschauen können, um sich zu verbessern. Derjenige dagegen, der gegen stärkere Gegner antritt, wird zwar wohl nicht gewinnen. Regelmäßig spielt er aber über seine normalen Verhältnisse, also besser als sonst, und wird sich viele neue technischen Möglichkeiten aneignen. Er wird sich auf Dauer signifikant verbessern.
Führung heißt: Mitarbeiter fordern, fördern, führen
Wer also den Erfolg des Unternehmens im Auge hat, muss auf allen Ebenen auf Höchstleistung ausgerichtet sein. Wer als Führungskraft in seinem Team die Besten einstellt, die talentierten Mitarbeiter fördert und sie an der richtigen Stelle einsetzt, tut das Beste für sein Team und schafft zwangsläufig auch ökonomischen Erfolg für das Unternehmen. Unzweifelhaft wirkt sich das auch positiv auf die Führungskraft aus.
Was bedeutet das aber nun für die Mitarbeiter in einem Unternehmen? Ist es realistisch zu glauben, dass alle Mitarbeiter „Best Performer“ sein können? – Wohl kaum!
Wichtig ist, sich mit den Mitarbeitern auseinander zu setzen, ihre Talente und Fähigkeiten zu erkennen und sie – wo immer möglich und für das Unternehmen sinnvoll – in ihrer Entwicklung zu fördern. Das bedeutet aber auch eine ehrliche und wertschätzende Standortbestimmung für jeden Mitarbeiter und die Analyse seines Entwicklungspotenzials. Nun ist nicht jeder Mitarbeiter ein „High Potential“ und gleichzeitig ein „Peak Performer“. Manche verfügen bereits nicht über die notwendigen Anlagen, andere setzen die vorhandenen Fähigkeiten nicht angemessen ein. Eine entsprechende Einschätzung wollen viele Mitarbeiter natürlich nicht gern hören. Die berühmte „Session C“, in der alle Mitarbeiter von GE hinsichtlich ihrer Leistung und Zukunftsperspektiven eingeordnet werden, geht von den absoluten Leistungsträgern mit einem Anteil von etwa 20%, den wertvollen und wichtigen Mitarbeitern mit einem Anteil von etwa 70% und den Schlechtleistern mit einem Anteil von 10% aus. Jeder Mitarbeiter wird in einem sehr strukturierten Verfahren entsprechend eingruppiert und hinsichtlich seiner Potenziale und zukünftigen Perspektiven analysiert. In einem persönlichen Gespräch werden Status und Zukunftsperspektiven mit dem Mitarbeiter erörtert und ein Entwicklungsplan aufgestellt bzw. angepasst. Selbst wenn das Verfahren in einzelnen Prozessschritten Schwächen aufweisen mag, halten wir die grundsätzliche Vorgehensweise für richtig.
Basis ist allerdings die ehrliche Wertschätzung für jeden Mitarbeiter und der Wille zur besten individuellen Förderung im Sinne des Unternehmens. Eine ehrliche und positive Wertschätzung erfährt ein Mitarbeiter übrigens auch dann, wenn man ihm unmissverständlich (aber nicht verletzend) deutlich macht, dass eine weitere Entwicklung ohne Überforderung nicht möglich ist. Dann hat der Mitarbeiter übrigens auch die Chance zur Reflektion, in welchem anderen Unternehmen er mit seinen Fähigkeiten vielleicht ein „Top Performer“ werden könnte.
Im Ergebnis erhält auf diese Weise jeder Mitarbeiter seinen individuellen Raum für größtmögliches Wachstum im Unternehmen. Wachstum bedeutet nicht nur hierarchischer Aufstieg, sondern auch persönliche und fachliche Entwicklung. Wachsen Mitarbeiter und das Unternehmen gemeinsam, stellt sich auch der von Jack Welch propagierte Erfolg ein.