Die Frage impliziert eigentlich 3 Unterfragen:
- Kann man eine Karriere überhaupt planen?
- Gibt es eine ultimative Strategie zur Planung einer Karriere?
- Funktionierte eine solche Planung überhaupt jemals?
Die erste Herausforderung liegt bereits in der Frage, ob man eine Managementkarriere, also den Aufstieg in einer Unternehmenshierarchie, oder eine Fachkarriere, die Entwicklung in einer Expertenlaufbahn, anstrebt. Kaum ein junger Mensch weiß nach Abschluss seiner Ausbildung bereits ganz genau, welche Form der Karriere für ihn die richtige ist. Neben Mythen und unrealistischen Vorstellungen über das Management stellt so mancher junge Nachwuchsmanager schnell fest, dass man den ganzen Stress mit den Mitarbeitern, dem Verwaltungskram und den neidischen Konkurrenten eigentlich gar nicht will. Da wird dann plötzlich die Aussicht auf eine um den ganzen Personalkram und die unternehmensinnenpolitischen Ränkespiele bereinigte Fachlaufbahn ziemlich zackig ziemlich attraktiv…
Pläne für die Karriere können sich auch ändern.
Manchmal ergeben sich auch neue Erkenntnisse aus sich ändernden Lebensumständen, wie zum Beispiel die Familiengründung. Dann üben plötzlich neue Faktoren wie Zeitbedarf für die Familie, eingeschränkte Familieneinkommen und einhergehende höhere Kosten für den gemeinsamen Lebensunterhalt erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Karriere aus. Plötzlich sind alle bisherigen Pläne Makulatur.
Es soll ja dann auch noch äußere Einflüsse auf die Karriere geben: Plötzlich verläßt der Chef, der einen immer so gut gefördert hat, das Unternehmen (… und nimmt einen nicht mit!!). Oder das Unternehmen wird übernommen oder fusioniert. Da sind alle Vorbereitungen für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter ganz schnell Schnee von gestern ( will heißen: weg geschmolzen!), weil die angestrebten Jobs plötzlich gar nicht mehr im Organigramm stehen.
Ach übrigens, eine Möglichkeit zur festen Karriereplanung wäre noch das Beamtentum. Da weiß man in der Regel sehr genau, welchen Schritt man zwingend durch reinen Zeitablauf machen wird. Ausnahmen bestätigen allerdings auch diese Regel: Denken Sie nur an die Entwicklungen bei Post, Postbank und Telekom in den 90ern. Durch Umstrukturierungen gab es plötzlich für eine Vielzahl von Beamten keine Arbeit mehr. Die Alimentierung (Vergütung für Staatsbedienstete) stand zwar nicht zur Diskussion, aber ohne Beschäftigung konnte da von Karriere wohl auch nicht mehr gesprochen werden.
Also vergessen Sie eine Karriereplanung, die einen konkreten Zeitpunkt für einen bestimmten Schritt der Karriere definiert. Und das gilt sowieso für eine Planung über die gesamte Berufslebenszeit.
Was tun sprach Zeus, die Götter sind be…..?
Gestern hörte ich im Rahmen eines ansonsten eher mäßigen Vortrages über „Strategische Unternehmensführung“ einen doch recht interessanten Satz: „Strategie ist der Weg zur Lösung der Probleme von morgen!“
Will man eine Karriere strategisch angehen, so gilt es sich auf die möglichen zukünftigen Herausforderungen und Chancen bestmöglich vorzubereiten. „Non scolae sed vitae discimus“ (Anm. der Red.: Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!). Herauszufinden, was einem Spaß macht, braucht Lebens- und Berufserfahrung, also vor allem Zeit! Man muss viele Dinge ausprobieren, um für sich entsprechende Entscheidungen zu treffen. Die Erfahrung zeigt, das jeder das regelmäßig am besten macht, was er am liebsten tut. Dann hat man auch Lust, immer tiefer in die Materie einzutauchen.
Interessanterweise gibt es zwei grundsätzliche Auffassungen, was inhaltliche Weiterbildung und Karriereentwicklung angeht. Die eine Fraktion spricht sich für die vollkommen gerade Ausrichtung der Laufbahn ohne Ausbrüche nach links oder rechts aus. Dies führe zum einzig wahren Experten und Spezialisten.
Wir neigen zur anderen Fraktion, die krumme, eckige Lebensläufe und kantige Persönlichkeiten bevorzugen. Unabhängig vom Fachwissen verfügen diese Menschen in der Regel über eine zumindest für Führungskräfte sehr wichtige Eigenschaft: Sie wissen, was es heisst, eine Niederlage hinzunehmen und sich aus dem Sumpf der Verzweiflung wieder heraus zu wühlen. Führungsseitig sind diese Typen mit ihren starken Persönlichkeiten allerdings meist eine Herausforderung! Aber selbstverständlich stehen auch wir auf hervorragendes Fachwissen!
Strategische Karriereplanung heißt also ein Ziel zu definieren, das man realistischerweise auch erreichen kann. Also nicht etwa „am 01.01.2014 will ich Geschäftsführer der XY GmbH“ sein“. Ziemlich blöd nämlich, wenn die XY GmbH zu diesem Zeitpunkt gerade keinen GF-Posten zu besetzen hat, oder?
Die Fragen müssen also heißen:
- Welche Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten und Erfahrungen muss ich mir bis Ende 2013 angeeignet haben, um überhaupt einen GF-Posten übernehmen zu können?
- Bin ich dann bereit, einen GF-Posten ab dem 01.01.2014 auch anzunehmen – egal wo, egal bei wem?
- Habe ich alle Hausaufgaben gemacht und bin ich gut vorbereitet?
- Was muss ich tun, um alle Voraussetzungen erfüllen zu können?
- Kann, muss oder darf ich mich auf eine bestimmte Branche fokussieren?
Also im Sinne des o.g. Merksatzes: Biete ich ab dem 01.01.2014 irgendeiner GmbH eine Lösung für ihr Problem bei der Besetzung einer GF-Position?
Strategische Karriereplanung heißt also ein Ziel zu definieren, das man realistischerweise auch erreichen kann. Habe ich zum gegeben Zeitpunkt Antworten auf diese Fragen, kann ich mich der Herausforderung stellen und habe große Chancen, nicht zu scheitern. Wenn das Angebot um die Ecke biegt, bin ich bereit, es anzunehmen.
Ach ja, zwei Punkte sollte man noch bedenken:
- Was tun, wenn das Angebot für die nächste Entwicklungsstufe auf der Karriereleiter früher als erwartet auf den Tisch flattert?
Na ja, eigentlich sollte man auch dann nicht lange fackeln und zugreifen. Aber stimmen Sie mit dem Anbieter einen Entwicklungsplan und geeignete Unterstützungsmaßnahmen ab, damit Sie möglichst schnell alle Voraussetzungen erfüllen können. - Und was ist, wenn das Angebot nicht zum gewünschten Zeitpunkt wie Silberstreif am Horizont erscheint?
Marius Müller-Westernhagen hat in einem frühem Werk einmal gesungen: „Der Junge mit dem weißen Pferd, der kommt nicht mehr! Nee, nee Marie, da musst Du schon selber gehen!“ Machen Sie es wie die Marie: Bieten Sie eine Lösung für ein Problem an, und Sie haben hervorragende Chancen auf den nächsten Karriereschritt!
Die gute Nachricht zur Frage 2. ist also: Ja, es gibt eine strategische Karriereplanung, wenn sie sich auf Inhalte bezieht und nicht auf konkrete Posten zu einem bestimmten Zeitpunkt!
Und was ist mit der dritten Frage?
Egal! Es ist doch völlig egal, ob es eine solche Planung in der Vergangenheit gegeben hat. Es gibt Ihrem Leben nichts außer der Trauer um frühere Chancen. Ihre Zukunft fängt heute an! Nehmen Sie Ihre Karriere frohgemut in die Hand und gestalten Sie Ihre Zukunft!